Fokus und Konzentration für mehr echte Familien-Zeit

Egal, ob wir als Mamas im Home Office arbeiten, ob wir angestellt sind oder ob wir uns in Vollzeit um unsere Kinder und die Bedürfnisse des täglichen Familienlebens kümmern – wir haben alle eines gemeinsam: Wir haben immer ziemlich viele Dinge gleichzeitig im Kopf. Denn ziemlich viele Dinge gleichzeitig im Kopf zu haben, liegt in der Natur von uns Frauen.

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Es gibt sogar Messungen über die weibliche Hirnaktivität: Wenn wir eine Biene sehen, denken wir nicht einfach nur, „Oh, eine Biene!“. Unsere Zellen im Kopf feuern mit Assoziationen von Blumen, Blüten, Honig und vielleicht auch unserer Schwiegermutter um sich, wenn sie diejenige ist, die den Honig immer vom Imker ihres Vertrauens mitbringt.

Wir können also schon von Natur aus gar nicht anders, als in unserem Kopf ein gedankliches Feuerwerk abzufackeln. Das ist eine tolle Fähigkeit, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass jede von euch schon mal ziemlich genervt von dieser Gedankenkirmes war. Spätestens, wenn wir versuchen uns zu entspannen und wir dabei im Kopf schonmal den Einkauf von morgen durchgehen.

Gedanken beim Sex woanders

Du kannst „entspannen“ ruhig mit „versuchen Eltern-Sex zu haben“ ergänzen. Denn auch wenn das ein ganz eigenes Thema ist, ich kann euch mal so ganz unter uns sagen, dass ich auch dabei meinen Kopf immer fröhlich einfangen muss, damit er nicht anfängt, gedanklich die To-do’s der Woche durchzugehen. Sorry Schatz, ich kann nichts dafür, das ist mein Gehirn.

Mütter – immer zu viel auf dem Zettel.

Doch es gibt noch andere Situationen, in denen unser voller Kopf mit all den Erledigungen, Aufgaben und Plänen, die wir Jägerinnen und Sammlerinnen des digitalen Zeitalters mit uns herumtragen, uns echt in die Quere kommen kann. Nämlich dann, wenn wir Zeit mit unseren Kindern verbringen. Ich beobachte das an mir selbst – und zwar nicht erst, seitdem ich freiberuflich wieder arbeite.

Ich kenne diese gedankliche Unstrukturiertheit auch schon aus meiner Elternzeit. Die Auswirkung ist immer die gleiche: Ich bin nicht voll da. Zumindest nicht mental. Ich plane, ich zerbreche mir den Kopf über anstehende Termine, ich grübele über neue Ideen nach, schreibe noch schnell ein paar Nachrichten auf dem Smartphone oder höre Voice-Mails ab. Das nervt nicht nur mich selbst, sondern vor allem auch die Kinder.

Seitdem sie zur Tagesmutter gehen, habe ich eigentlich ganz klar die Regel: Der Nachmittag gehört ihnen. Im Laufe der vergangenen Monate musste ich allerdings feststellen, dass ich das nicht immer so ohne Weiteres einhalte und auch nicht uneingeschränkt einhalten kann.

Jedoch gibt es auch hier Grenzen. Oft schiebe ich Alltagskram wie Einkäufe und Wäschebergabtragung in den Nachmittag. Denn auch solche Erledigungen gehören zum Familienleben dazu, und nennt mich ruhig spießig, aber irgendwie glaube ich, dass es für Kinder auch gar nicht so verkehrt ist mitzubekommen, dass es einfach Dinge gibt, die getan werden müssen, damit die familiäre Logistik nicht zum Erliegen kommt.

Abgelenkt vom Handy

Allerdings habe ich mich selbst immer öfter dabei beobachtet, wie ich mit dem Handy beschäftigt war, wie ich versuchte, noch mehr Erledigungen in unsere gemeinsame freie Zeit zu schieben und dadurch total abgelenkt war. Ich spürte, wie unzufrieden das die Kinder und mich macht. Ich sehe sie im Sauseschritt aufwachsen und bekomme davon nur einen Bruchteil mit, weil Emails nicht warten können?

Sie möchten mir zeigen, was sie gelernt haben, und hören „Moment, gleich, warte“ in Dauerschleife? Das fühlt sich doch ehrlich gesagt für keinen der Beteiligten gut an. Kinder sind ja ziemlich gute Bewegungsmelder. Wenn irgendwas nicht ganz glatt läuft, bekommen wir eine direkte Mitteilung. In Form von kaum aushaltbarer schlechter Laune des Nachwuchses und einem Extrem-Verhalten, das Seinesgleichen sucht.

Manchmal ist das von dem normalen Autonomiephasen-Gedöns gar nicht so leicht zu unterscheiden. Und ich möchte damit auch nicht zum Ausdruck bringen, dass jede bewölkte Gemütslage beim Kind auf elterliches Fehlverhalten zurückzuführen ist. Ich für meinen Teil meinte allerdings, eine allgemeine Unzufriedenheit zu verspüren.

Ich habe mich verpflichtet

Also traf ich für mich ganz bewusst eine Entscheidung. Ich verpflichtete mich innerlich darauf, in unserer gemeinsamen Zeit da zu sein. Mental. Meine Aufmerksamkeit weitgehend meinen Kindern zu schenken. Denn sie haben es mehr als verdient.

Wir haben morgens gemeinsam eine Stunde. Dann bin ich da. Brote schmierender- und uns alle organisierenderweise, aber ich bin da. Mein Handy bleibt so lange im Flugmodus, bis wir losziehen. Wenn die Jungs ein Buch anschauen möchten, nehme ich mir die Minuten zwischen Anziehen und Zähneputzen.

Gartenzeit ist unsere Zeit.

Wenn wir nachmittags beispielsweise im Garten sind, versuche ich, tatsächlich bei ihnen zu sein, ihren Wünschen zu entsprechen und nicht noch vordergründig zu versuchen, die Beete vom Unkraut zu befreien. Wenn sie von sich aus alleine spielen und zufrieden sind – umso besser, dann nichts wie ran an den wildwuchernden Löwenzahn. Aber wenn sie lieber mit mir spielen möchten, dann ist das mein Job. Denn ich habe mich für diese beiden Menschen entschieden.

Ein Teil meiner Zeit gehört ihnen. So lange sie noch so klein sind, ist es ein großer Teil, so ist es eben. Wenn ich doch mal einen Anruf annehmen oder eine Nachricht schreiben muss, erkläre ich es ihnen. Und dann bin ich wieder voll da.

Mir geht es besser

Ich merke, dass es mir mit dieser bewussten Entscheidung besser geht und dass wir alle dadurch zufriedener sind. Als Selbstständige muss ich eben auch selbstständig meine Grenzen ziehen, Pausen und den Feierabend einläuten.

Als Vollzeit-Mama sind solcherlei Abgrenzungen vielleicht am schwierigsten zu setzen. Denn dann hat man niemals klar Feierabend oder eindeutig definierte Zeiten für Aufgaben. Ich habe früher die Schlafenszeiten der Kinder genutzt, um zu arbeiten, Spaziergänge zum Supermarkt gemacht und den Haushalt nebenbei erledigt. So sah es dann auch oft hier aus, aber ich habe versucht, das so abzuhaken.

Um nachmittags nicht mehr permanent die Arbeit im Kopf zu haben, versuche ich jetzt, mich zu konzentrieren. Ich habe alle Benachrichtigungen an meinem Handy und dem Laptop ausgeschaltet, damit mich keine rot eingekreisten Zahlen oder Hinweistöne mehr ablenken. Denn immer wieder aus meinen Aufgaben herauszufallen, weil ich mal eben auf eine private Nachricht antworte oder im Internet ein paar Klamotten bestelle, und dann wieder einzusteigen, kostet mich viel Zeit und Energie.

Tag planen

Ich versuche mir einen Plan für den Tag zu machen und diesen nicht zu voll zu packen, darüber habe ich auch im Interview mit Coach Tina im Podcast neulich gesprochen. Das funktioniert beruflich und privat gleichermaßen. Ich versuche abzuwägen, was für den heutigen Tag wirklich wichtig ist, was erledigt werden muss, was mich meinem Ziel am effektivsten näher bringt und was ich getrost erstmal hinten an stellen kann. Es ist dabei ein bisschen wie mit dem Mamasein: Es ist gut, wenn man manchmal einfach loslässt.

Es gibt ein Zitat von Meister Eckhart, einem deutschen spätmittelalterlichen Theologen und Philosophen, das mir gerade total dabei hilft, gedanklich anwesend zu sein, wenn meine Kinder da sind:

„Immer ist die wichtigste Stunde die gegenwärtige; immer ist der wichtigste Mensch, der dir gerade gegenübersteht; immer ist die wichtigste Tat die Liebe.“

Wenn ich alleine bin, bin ich der wichtigste Mensch in meinem Leben, wenn meine Kinder und mein Mann da sind, sind sie es, wenn ich mit einem von euch spreche, dann solltet ihr das sein. Ich möchte diese Sätze noch mehr verinnerlichen, denn sie helfen mir wirklich, mich auf das Wichtige zu konzentrieren.

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