Was der Motzmama-Tag wirklich mit mir zu tun hat

Ich hatte einen Motzmama-Tag. Und zwar einen, an dem die Kinder gar nicht so richtig etwas dazu konnten. Unter uns gesagt, können Kinder eigentlich nie etwas für unser Gemotze. Prinzipiell finde ich es überhaupt nicht schlimm, als Mama mal rumzumotzen. Es ist nicht das Mittel der Wahl und sollte auch nicht bewusst eingesetzt werden, absolut nicht. Doch wirklich schlimm ist es, wenn Mütter sich dafür selbst runtermachen, sich gnadenlos verurteilen und sich innerlich fertig machen. Denn das bringt ungefähr wie viel? Genau! Nix. Außer, dass es uns noch mehr Kraft raubt. Uns klein macht. Macht, dass unsere Seele, die unter der Last der schlechten Stimmung ohnehin schon ächzt, so richtig schmerzt. Wir werten uns ab. Wem hätte das jemals Kraft verliehen. Kraft, die wir doch so bitter brauchen in unserem Alltag.

Wir müssen die Verantwortung für uns und unser Wohlbefinden übernehmen

Und genau da lag auch der Hase im Pfeffer. Seit Nächten hatte ich schlecht geschlafen. Es war ein Kombi-Paket. Aus Schwangerschaftsschlafstörungen, wie Baby hüpft gegen meinen Rippenbogen, nicht mehr einschlummern können, weil der Magen knurrt, Nervosität ob noch anliegender Arbeit, unruhiger Kinder und zu später Schlafenszeit meinerseits. Irgendwas war immer. Ich war mürbe. Müde. Angekratzt. Ich war nicht in Form.

Die Verantwortung dafür lag bei mir. Klar, die Nächte sind auch seitens der Kinder immer mal wieder raschelig. Und doch liegt es bei mir, dafür zu sorgen, dass ich meine Akkus auftanke. Klar, als Hochschwangere schläft es sich oft nicht mehr all zu gut und schon gar nicht durch, wenn spätestens alle zwei Stunden die Toilette nach einem kurzen Besuch schreit. Und doch liegt es bei mir, irgendwie trotzdem für genug Erholung zu sorgen. Klar, das Leben mit Kindern ist anstrengend, es will viel von uns – SIE wollen viel von uns. Und doch liegt es bei mir, dafür zu sorgen, dass ich innerlich so ausbalanciert und bei Kräften bin, dass ich es relativ gut aushalten kann, wenn schon morgens gemotzt und gestritten wird.

Wir haben die Kontrolle

Denn ich bin die Erwachsene. Ich habe uns dieses Leben ausgesucht. Ich treffe die Entscheidungen und ich habe die Kontrolle. Längst nicht über alles. Doch in den Bereichen, in denen ich sie haben, liegt es bei mir, weise zu wählen. Wann ich schlafen gehe. Ob ich abends Stunden am Handy hänge oder Yoga mache. Ob ich mir Zeit für meine Gehirnauszeiten beim Meditieren nehme oder ob ich einfach alles so laufen lasse. Ob ich zuerst für die ausgeräumte Spülmaschine oder für mich sorge.

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Bewusste Auszeiten füllen unsere Kräftespeicher wieder auf.
Sei gnädig zu dir selbst

Und doch: Wir können noch so klug und achtsam und vorausschauend leben, manchmal ist es eben so. Manchmal passiert es uns einfach. Ganz egal, wie weit wir diesbezüglich sind. Weil wir Menschen sind. Weil wir nicht perfekt sind und weil wir schwächere Momente haben, in denen Dinge aus dem Ruder laufen. Natürlich auch mal mit dem Zutun unserer eigenen Verantwortung.

Gleichwohl: Selbstvorwürfe, Schuldgefühle, ein schlechtes Gewissen und die fiese kleine Stimme des inneren Kritikers bringen da gar nichts. Zumindest nichts Konstruktives. Was wirklich hilft: Gnade. Sanft im Umgang mit uns selbst sein, auch wenn es mal nicht so glatt läuft. Gute Selbstfürsorge. Zurück zu Routinen, die uns guttun. Liebe, Liebe, Liebe – für uns selbst und für unsere Kinder, wenn wir mal fies und ungerecht und ungehalten waren. Aber natürlich auch sonst. Extraumarmungen, für alle – also auch für uns, denn Körperkontakt lässt uns Glückshormone produzieren, die uns entspannen.

Vorsorgen – für dich und deine Kinder

Wenn wir außerdem dafür sorgen, dass auch unsere Kinder schon präventiv „aufgefüllt“ sind mit Liebe, Nähe, Geborgenheit, wenn sie also nicht erst danach fragen müssen, weil wir auch von uns aus geben, spielen, vorlesen, präsent sind, sind solche Ätztage auch von ihnen viel besser wegzustecken.

Wir alle haben es schon hunderte Male gehört: Selbstfürsorge first. An diesem Motztag ist es mir wirklich noch einmal auf einer viel tieferen Ebene bewusst geworden, wie wahr das ist. Und dass ich die einzige bin, die es wirklich lenken kann und muss. Denn es wird höchstwahrscheinlich niemand kommen, der mich darum bittet, mir Aufgaben abzunehmen. Der mir sagt, ich möge mich bitte kurz hinlegen oder wenigstens setzen. Der sich darum kümmert, dass ich mit einem Buch in der Badewanne lande und nicht mit Rückenschmerzen und dem Wischer in der Küche. Schön, wenn es mal so ist. Doch ich darf und muss – wir alle dürfen und müssen – selbst dieser jemand sein, der das tut.

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